KünstlerMuseum ° Günther Beckers
ARBEITSBERICHTE EINES MALERS
Newsletter 66: Arbeitsbericht eines Malers - Bild von Museum, von Gedächtnis... eine Ästhetik des Asozialen? ( Ludwig Forum )
Vorweg: das habe ich noch nie gesehen! Man kann es kaum glauben. Was könnte eigentlich passieren, wenn ein Bild von Museum zu einer Ästhetik des Asozialen zerfällt, verfällt, verkommt?
Eintrag: Als Künstler besitzt die Sammlung Ludwig ein Bild von mir: Konzert Mie Miki, mit einer von mir geschriebenen Partitur, einer Variation über Greensleeves: "Alas, my love", der Musik hierzu,
gespielt von Mie Miki. Mein letztes Schriftstück: "Über die Liebe" bezieht sich auf "uns heute Unverständliches": Es geht auch aus von Thomas von Aquin`s Satz: "Liebe heißt, jemandem etwas Gutes tun
zu wollen". Es sagt auch und stellt zur Diskussion, dass nur noch Entsagung, Begrenzung, Verzicht - Einführung von Tabu aus "Liebe" - uns weiterhelfen könnte.
Zukünftiges, eine Frage sich beziehend auf Fanum und Profanum: was kommt danach? bedarf des Bildes, Bildvorstellung, des Denkens, ebenso der "Kontemplation", behaupte ich und das hat nichts
mehr mit veralteter Ästhetik zu tun, beispielsweise einer Popästhetik, einer "Anythinggoes-Ästhetik". Es kann sich meiner Meinung nur auf eine sinnhaft-sinnliche Wahrnehmung beziehen. Wozu das nun
alles?
Über das Zeitgenössische in der Kunst berichtete ich, aber was es im Ludwig Forum in Aachen zu sehen gibt, das entspringt schon einer ganz besonderen "Leere", wie mir scheint, deshalb sei es hier -
beispielhaft - erwähnt hinsichtlich: Bild- und Raumvorstellung, Bild- und Raumidee. Könnte es sein, dass es sie gar nicht mehr gibt? Es gab nämlich nichts, gar nichts zu sehen. Man hatte ALLE, ALLE
Bilder abgehangen! Klänge kamen aus Lautsprechern, 23 Stück. Kann man das nicht in einem 2 m2 Raum auch vorführen, vielleicht sogar besser? Was?
Jeder "kreativvisionäre" Kurator könnte formulieren: Susan Philipsz, Turnerpreisträgerin, Malerin, hätte wo möglich eine Form des "Nichts", des "Nüs" bildhaft antizipiert. Ihre Musik, ihre
Klänge definieren Architektur als Klangskulptur, wie man hört. Hierauf gehe ich nicht mehr ein, aus "Liebe" zur Musik. Mit Humor dreimal gefragt: Mit Verlaub angefagt: bekommt man dafür Geld in einem
Gemeinwesen? Mit Humor nun weitergefragt: Meint das, ein Bild, das Malerische sei ohne Raum auskommend, virtuos durch körperlose Gesänge ins "geistlose" versetzt?
"Hören" wir in einer fünften Spur der Mehrtontechnik a la "Sgt. Pepper" vor einer "Magical Mystery Tour" das unerhört Sphärische, wie aus einer Wolke gespielt, einer Luftgitarre, als Reverenz an jene
mittelalterlichen Lautenklänge über ein epigonal, uns unverständliches Loopverfahren der Sechzigerjahre für Saitensprünge, für "Ungeküsste", wo möglich mit fast nicht hörbarer Rückwärtsspur von
Revolution Nr. 9, als ironisch, zynische Persiflage gesellschaftlichen Aufbruchs einer vergessenen, völlig anderen Zeit, oder oft einfach nur von Seitensprüngen?
( NEIN )
Ein Lautsprecher: "Einen Moment bitte!" Kommen wir zum Kern: "Einen Moment bitte", in Erinnerung jener Brotautomaten bei Aldi Süd, jener Lautsprecherstimme in Supermarkt ... aber lesen sie bitte
selbst.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1501632/Susan Philipsz: Die ganzen Arbeiten, in denen Sie eine Stimme hören, ist es meine, meine Gesangsstimme."
Mein liebes Lottchen - was für eine nicht vorhandene Gesangsstimme! entfuhr es mir fast sprachlos und fast hätte mich die Inszenierung zum Schweigen gebracht. Fast, nur fast.
Ich wäre fast freiwillig mit dem Fahrrad nach Dänemark gefahren. Den Hinweis auf Aachens Quellen verdrängte ich fast, weil: was für ein bodenloser Quatsch zum Quadrat im Schwefelsektor!? War das nun
jenes Unverständliche, jenes Lieblose von "Verarsche", von Lug und Trug? Nein, nein - die Damen meinen es ernst. Eines hierzu ernsthaft: die Installation, der Raum ist ambivalent, sogar in doppeltem
Sinn. Er ist so sowohl, als auch, als auch nicht.
Ernst ist ein ernstes Wort. Das Ludwigforum, "Museum" war komplett ausgeräumt! Kein einziges Bild! Jeder Psychologe könnte sich angesichts solcher Räume nicht nur vor Ort nun fast fragen: Wäre das
nun ein Ausdruck eines kulturellen "Burn outs"? Wäre es die Neuinstallation einer "Borderline", einer Grenzlinie einer grenzüberschreitenden Manie oder Depression oder einer, wie er es sich als
Experte auch fragen könnte, einer manisch depressiven Borderline, oder fast Ausdruck einer Psychose, einer Neurose?
Und der Name Susan Philipsz spannte sich riesengrofl über eine die Leere eines leergeräumten, eines völlig leergeräumten Museums verbergende Wand. Das scheint mir nun noch etwas völlig anderes.
Man kann, wenn man will: sich nun beziehen, Beziehungen herstellen. ( Und nun sage ich einmal polemisch, provokativ, wahrscheinlich für viele scheinbar beziehungslos, scheinbar beliebig, ambivalent -
oder für die, die genau so drauf sind - ebenso wie für die, die es verstehen, nun eindeutig: Untertitel unter "Seven Tears", z.B.: Ich will, dass du willst, was ich will!
Doch nun fast scherzhaft fragend angefragt: aus dem Tagebuch einer Prinzessin auf einer Erbse? Ein Märchen? Eine signierte Entleerung von Museumsraum gar? Grösste Vorsicht. Ein solcher Ernst, im
Ernst, hat nichts Kafkaeskes, nichts "Mystisches", nichts "Chinesisches", nichts "Kontemplatives", nichts, was ihm wortreich angedichtet wird -mehr- aus meiner Künstlersicht und hierfür stehe ich mit
meinem Namen grade als Maler. "Das bin ich mir wert", um mit der Werbung zu sprechen, in Konsumkultur hoffentlich verständlicher.
Klipp und klar und ein Spieler vor Spielautomat würde eventuell ausrufen: Tilt. - Und was Frauenphantasien, ebenso wie Männerphantasien heute alles noch so darstellen können, dazu möchte ich mich als
Maler nicht weiter äußern, auch hieraus habe ich mich - manchmal weise nun - verabschiedet, vor allem in so genannter zeitgenössischer Malerei. Angefügt sei: Paula Modersohn-Becker, was für eine
grofle Malerin! Georgia O`Keeffe - was für eine groflartige Malerin! Oder: die Finnin Funny Churberg!
Und schon ein normaler Menschenverstand, und hier hörte man einiges Raunen im weiten Rund, würde kleine Sprechblasen von "Können und Wollen, vice versa", unbewusst ins Feld führen. Auch der
Beziehungen - von Mann und Frau, ihrer Ambivalenz? Das scheint gemeint! "Seven Tears". Oder nicht? Nein - nicht von Mann und Frau, oder vielleicht doch? - Dafür schien es mir nun allzu "körperlos",
zu "nulligleer". In ein Beziehungsfeld von Malerei und Musik, dafür schien es mir aber zu nichtig, meint in Summe als Dimension von Klangskulptur: Null und nichtig.
Was nun? Humor, noch einmal bemühend: Sollte man ein Museum für die Durchsagen über Lautsprecher der Deutschen Bundesbahn leer räumen... Wozu könnte ein solches Konzept taugen? Wer wird nun noch
einer preisgekrönten Turnerpreisträgerin, Malerin, ein komplettes Museum leer räumen, z.B. das MOMA, den Louvre, die Eremitage in St. Petersburg? Die Bundeskunsthalle, das könnte klappen, wenn man
will. Konstruktiv, ernst, aus meiner Sicht; manche sollten sich etwas beschränken - etwas bescheidener werden. Aus Liebe zur Malerei?
Das würde diesen Vorgang aber nicht mehr richtig treffen. Und ernsthaft weiter: Wie viel Kenntnis der Psychologie braucht ein Maler, könnte einem Maler zugerechnet, zugestanden werden? Muss er diese
überhaupt haben? Und ich füge nun bewusst: völlig ohne Zusammenhang an, die Beschäftigung mit "Krankheitsbildern" beschäftigte Maler in Kunsthistorie da, wo sie dem Menschlichen zugeordnet schienen,
nicht dem Artifiziellen. Wie es scheinbar in manch Zeitgenössischem zu sein scheint?
Ich bin kein "Psychoexperte", meine aber ja, und zwar, weil in, vor verlorener Proportion, menschlicher, psychologischer stehend, behaupte ich nun als Maler und Musiker. Aus Liebe zu Malerei und
Musik! Wo für einen Maler gar nichts mehr da zu sein scheint, Gedächtnis eliminiert wurde, alle Bilder abgehangen, und eine Fabrikhalle scheint mir ein schlechter Ersatz - und wo für einen Musiker,
bestenfalls auch mögliche "Krankheitsbilder" über Lautsprecherklänge provoziert werden könnten, über Klangbilder als "Terrorattacke" über Zeitdauer - eight days a week - ... oder zur "sublimierten"
"Gehirnwäsche" umgedeutet werden könnten, da hört für mich falschverstandener Ernst, nein "ihr" Spaß auf. Sie könnten schliefllich "höflich", aber bestimmt fordern: bitte 25 Jahre hängen lassen!
Selbst ohne diese Forderung, ich vermute, will ein Maler da nichts mehr mit zu tun haben. Ebenso ein Musiker. Das tue ich. Das kann er nicht wollen, das will er nicht können. Ich jedenfalls nicht,
nehmen Sie es aus einer ambivalenten Wahrnehmung als "was auch immer". Und noch ein Punkt! Was kommt nun danach? "Durchgeknallt", kongruent in und zu Ausdruck so mancher Lebensform,
Lebensbedingung scheint es mir jetzt schon.
Klipp und klar - knallernst: Als Bild von Museum aus Künstlersicht spiegelt sich hier: eine Form einer "Ästhetik des Asozialen". Und die Dimension des Ahnungslosen, des Ungebildeten, die das
offenbart, den Umgang mit Kunst und Künstlern, genau das umschreibe ich meist mit der Frage: Was machen Sie da eigentlich? Und ganz klar gesagt: Kaputt ist kaputt. Noch einmal: nicht mit mir! Noch
angefügt: das alles scheint mir nicht mehr ganz gesund. Dieses die Schafe ins Leere, ins Trockene bringen. Weil mehr ist es eigentlich nicht.
Und wenn man sich den Gesamtschaden mal versucht vor Augen zu führen - dieser "vor-bildlichen Vordenker" -, nur hier in Aachen, könnte es einem schlecht werden. So genannte geistige Elite
dekliniert aber so schon seit Jahren bildhaft in Bezug auf das Bild: ironisch, zynisch, nihilistisch. Wie viel von "Liebe" werden wir aber gewahr? Oder von der Lieblosigkeit der Räume, der Zeit, von
der Lieblosigkeit von Kultur? Und nun braucht sich niemand mehr, wie ich meine; über etwas zu wundern. Es geht - positiv - gar nicht mehr.
Sie können gerne anderer Meinung sein, verbunden mit der Frage: Wie tief geht es eigentlich noch? Und aus meinem kleinen Schriftstück über die Würde einer Kultur zitiert, stelle ich einmal nun zur
Diskussion: Mit Mirandola, schreibe ich nun zur Würde der Kultur abgewandelt: Es steht Kultur frei, in die Unterwelt des Viehes zu entarten. Es steht unserer Kultur, Transkulturalität ebenso
frei, uns in die höhere Welt des Göttlichen, der Liebe, der Weisheit als auch des Irdischen, des "Demokratischen" durch den Entschluss unseres eigenen wie kollektiven Geistes zu erheben, und
füge an: oder in eine Ästhetik des Asozialen.
Newsletter 67: Arbeitsbericht eines Malers - Vom Aufblitzen der Realität