KünstlerMuseum ° Günther Beckers

ARBEITSBERICHTE EINES MALERS

 

 

Aus den Arbeitsberichten eines Malers an einem Altar, inspiriert durch den Isenheimer Altar des Matthias Grünewald.

Dass ich in meiner HUMANÄSTHETIK schrieb: von der WÜRDE DES MENSCHEN - und damit auch von einer Würde schrieb - als einem Wesen von Schönheit, von sinnhaft-sinnlicher Wahrnehmung, einer Würde also auch, als Eigenschaft von Schönheit, die ihr so impliziert ist, ebenso als Wesen einer "sinnhaft-sinnlichen Wahrnehmung", das wäre entscheidend, der entscheidende Unterschied, in einer HUMANÄSTHETIK, die sie nur so charakterisiert, ihr so zu eigen ist - aus meiner kunstphilosophischer Sicht betrachtet. Mit diesem DENKEN, BILDERN scheine ich auf mich selbst gestellt zu sein. 

So wird dieses Schriftstück nun die Entstehung eines Altars begleiten, inspiriert von einem der grössten abendländischen Meisterwerke, dem Isenheimer Altar des Matthias Grünewald. Wäre es so auch eine Frage, nach einem Sinn von Kunst überhaupt? Ich denke schon. Das Schriftstück bezieht sich so auch auf eine kunstphilosophische Frage: "Was kommt danach?", neben der Entstehung in der Malerei eines FarbFlügelBildes als Altars, der am Ende eine Verbindung auch zu Musik, die nebenbei eine Antwort gefunden zu haben scheint: "Musica Praeludium Vitae Aeternae" und der Poesie herstellen möge. Die Vernunft der Liebe - wozu könnte eine scheinbar so paradoxe Verbindung taugen? Was hätte sie mit Malerei zu tun? Denn da, wo alles eins scheint, müsste es auch für die Liebe und die Vernunft letztendlich gelten? Welche Bedeutung messe ich bildnerisch jenem Bereich des "Nicht-Wissen-Könnens" zu - und auch wie als Maler?

Ein erster Exkurs in Leonardos Gedankenwelt: "Leonardo betrachtet sie, die Malerei im Verhältnis zur Dichtung, zur Musik, zur Bildhauerei...", so das Vorwort seines Traktates, um fortzufahren: "Die Malerei, sagt ihr Meister, ist als Wissenschaft überlegen und als Kunst überlegen." "Das die Malerei Philosophie sei, erweist sich daraus, dass sie von der Bewegung der Körper handelt... und auch die Philosophie erstreckt sich auf die Bewegung,"... "Das sage ich nicht für die, welche begierig sind, mittels der Kunst zu Reichtümern zu kommen, sondern für jene, die von ihr Ruhm und Ehre wünschen.", sagt Leonardo ebenfalls und: "Wer die Malerei schmäht, der schmäht die Natur." - "Und noch einmal, weil das Kunst ist, denn die Malerei, ebenso wie die Poesie, die Musik und die Philosophie benötigt solche Männer, die sie auszuführen in der Lage sind: Maler, Poeten, Musiker und Philosophen, wenn nötig, auch als Wissenschaftler, als Erfinder, wenn nötig, auch in einer Person." Ende der Zitate aus: "Traktat von der Malerei", Leonardo da Vinci.

Den grossen Errungenschaften, den Meisterwerken dieser Künste etwas hnzuzufügen, hat in dem Versuch, es der Qualität ihrer Vorgänger nur in etwa gleich zu tun, den kunsthistorischen Vergleich gesetzt. In zeitgenössischen Zeiten scheint es nicht einfach einen Altar noch zu malen. Ich fuhr als erstes noch einmal zu zwei Meisterwerken, um Skizzen zu fertigen. Ich fuhr nach Colmar, um den Isenheimer Altar zu skizzieren und nach Gent, um gleiches mit dem Altar Jan van Eycks zu tun, dem Genter Altar.

Was müsste man über ein FarbFlügelBild, als meine Bildsprache wissen? Das FarbFlügelBild ist eine Sonderform eines mehrteiligen Bildes in der Malerei. ( Poliptychon ) Kunsthistorisch leitet es sich von Altarbild ab, ebenso als profanes mehrteiliges Gemälde, als Diptychon oder Triptychon, hier speziell erwähnt hinsichtlich der FarbFlügel zu einem Kernformat, als zentralem Bild. Und nun sage ich, dass sich Grundgesetze der Malerei zu verschieben scheinen über ein FarbFlügelBild, zu dem, beispielsweise die Wirkung der Plastizität eines Bildes, über die zugeordneten Farben eines FarbFlügels. Das FarbFlügelBild verändert sich über Bewegung, wie ein Altar. Malerei wird Zeit, wie in der Musik - bei Veränderung. Überlegungen in Bezug auf Farbe, Form und Inhalt selber scheinen mir nun aber als neu und grundlegend, ebenso wie ihre Erscheinung. Und ein FarbFlügelBild stellt hier tatsächlich neue Zusammenhänge zur Diskussion, hinsichtlich der Farbe, der Form und des Inhaltes. Angefügt hier noch sein Gehalt.

Kehren wir zurück, eingestimmt - zu den Gesetzmäßigkeiten der Töne und Farben. 

Behauptung: Steht ein Farbton an seinem Platz und so in einem rechten Verhältnis zu den anderen und verändere ich seinen Platz, so wird sein neuer Platz, entweder zwar in einem anderen, aber auch rechten Verhältnis stehen können oder tut er das nicht, wird er einen anderen oder den gleichen Farbton an einer anderem Platz einfordern, um ihn so stimmig zu machen, um ihn so dann wieder in ein rechtes Verhältnis zu setzen. Eine Farbe grenzt z.B. an eine andere Farbe da falsch an, wo sie vor der anderen steht, aber eigentlich dahinterstehen müsste. 

21 Skizzen liegen nun ausgebreitet auf dem Boden meines Ateliers, die ich vor Ort in Colmar machte. Sie sind mir wichtig, um innerhalb der Bedeutungs- und Empfindungsperspektiven, die Grünewald benutzt, eine Übersetzung für eine "Vogelperspektive" zu erreichen, hinsichtlich eines Tondos der Kreuzigung. Als Schwarzraum möge sich so "Schmerzraum", als "Lichtraum" Befreiung, Erlösung bilden. Bezeichne ich ein FarbFlügelBild aber gar als "Seelenfeld", was geschieht nun mit Perspektive, mit Form, mit Malerei? 

Kunst war zu allen Zeiten auch ein Versuch der "Schau des Jenseitigen", eine "Ahnung von den Himmeln". 

Ich nahm das Buch der Bücher, die Bibel aus dem Regal, um die Kreuzigung noch einmal nachzulesen bei Markus 15,33 - Zitat: - "Jesu Tod. Als die sechste Stunde kam, trat Finsternis ein über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 34 Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:  "Eloi, Eloi, lama sabacht-ani", das heißt übersetzt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Ps 22,2). ... Jesus stieß einen lauten Schrei aus und verschied." Zitatende. 

"Finsternis über das ganze Land" scheint für einen Maler ein präziser Hinweis. Und "Schrei" ist ein erster Hinweis auf Klang. Musik, der Gedanke einer musikalischen Übersetzung wird konkreter. Für einen Musiker ein präziser Hinweis: "Schrei". Grünewalds Altar ist malerisch ein Meisterwerk in der Hinsicht, und ich sage auch musikalisch in sich, ebenso wie wohl mit Musik. Aber wer hier nur eine einzige Grenze falsch überschreitet, steht in einem künstlerischen Nirgends. Jede Überlegung hinsichtlich "Erneuerung", "Erweiterung", Befreiung von Farbe und Form wird sich an dem Meisterwerk messen lassen müssen. Und es ist neben seiner malerischen Qualität auch ein Meisterwerk bezüglich der scheinbar "einfachen" Fragen: "Wo kommen wir her? Wohin gehen wir?, oder "Was kommt danach?" . 

Betrachtung und Beschreibung der Entstehung eines Altars. 

Es entstanden zahlreiche Skizzen hinsichtlich der Form, die in eine letzte mündeten: FarbFlügelBild, mittig mit einem Tondo, zwei Flügelbildern und mehreren FarbFlügeln. 

Die Perspektive der Darstellung der Kreuzigung über Vogelperspektive scheint fremd. Das Tondo, die Kreuzigung, ist der Art nun in Arbeit. Beim Malen drehe ich das Tondo nun ständig um seinen Fusspunkt auf dem Boden. Ständig verändern sich alle Figurengruppen, nehmen im Bildraum eine neue, andere Position ein. Das führt malerisch dazu, dass ich versuche sie in jeder Position "richtig" in den Bildraum zu setzen. In welchen?

Der Altar nahm ein radikale, zufällige, eine ungeahnte Wendung in seiner Entstehung als ich die Flügel des Tondos begann zu bemalen. Sie sahen für mich plötzlich aus wie eine Grossaufnahme des Fleisches des Gekreuzigten aus der Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars. Je länger ich an meinem Altar arbeite, je mehr wächst die Bewunderung für Grünewalds Altar. Deshalb spreche ich bei mir von einer "Übung", und in wie weit ich einem "neuen Sehen und, oder Hören" gerecht werde, über "FarbFlügelBild", das bleibt abzuwarten. 

Behauptung: Alles ist abstrakt, real und wirklich zur gleichen Zeit. Farbe führt immer ein Eigenlicht mit. Lichtquelle kann immer in Malerei abstrakt auch entstehen, und das gilt schon für den ersten Pinselschlag, die erste Pinselspur. Setzt sich das Bild auch aus tausenden solcher Spuren zusammen, so scheint mir die Aufgabe eines Malers zu sein, ein reales Licht des Bildraumes mit dem Eigenlicht der Farben zu verbinden. Grünewald schafft trotz aller "Brüche", z.B. über  Empfindungsperspektiven, dieses "transzendente" Licht, ein Licht der Malerei aufleuchten zu lassen. 

Zwei Beispiele: zwischen der Figurengruppe links unter dem Kreuz im Isenheimer Altar müsste sich das reale Licht, ebenso wie eine ausgebildete Perspektive hinter und zwischen den Figuren, verzerren. Es träfen eigentlich zwei aufeinander, wie ich meine. Grünewald scheint die Frage über "Dunkelraum" als Form, die ambivalent scheint, zu lösen.

Die Rückseite der Altarflügel beginnt sich als ein Engelskonzert auszubilden - das Engelskonzert Grünewalds vor Augen. Die Skizzen scheinen hilfreich. Was macht ein Maler mit einer solchen Phantasie bloss. Ich meine, für die Kinder und Naiven, müsste Grünewalds Engelskonzert ein beeindruckendes Bild sein, erst recht mit Musik - dieses Engelskonzert. Für die anderen ebenso, und als ganz grosse Malerei könnte es der Beginn einer Suche auf Antworten sein auf die Frage: Was ist Malerei? und Was kommt danach? 

Der TondoAltar ist nun komplett gewendet. Seine beiden Seiten scheinen mir völlig anders, grundlegend. Wie die zwei Seiten einer Medaille? Da, wo der Kreuzigung scheinbar ungegenständliche Flügel zugeordnet sind, sind nun einem fast ungegenständlichen Tondo, mittig ein Kopf, ein auf den Flügeln angedeutetes "Engelskonzert" zugeordnet. Und nun kam mir der Gedanke, ihn nicht an die Wand zu hängen, sondern auf eine Art Staffelei zu stellen. So wäre er als Ganzes recht einfach drehbar oder von der Rückseite zu betrachten. Erneut halfen die Skizzen, nun rückwärtig aneinander gesetzt, wie in Colmar gesehen. Der Altar, frei nun aufgestellt, über Staffelei im Raum, wie muss diese Staffelei aussehen? 

Die Rückseite - das Engelskonzert mit der Himmelfahrt - entsteht aus einer Lasurtechnik. Aus unzähligen Schichten versuche ich ein Bild entstehen zu lassen. Nichts scheint vorgegeben. Da das Tondo aber jenes Kreissegment aus Ölkreide, welches ich gerne unter ein rechteckiges Bild lege, als Endradius schon aufweist, erscheint nun jede zusätzliche kreisende Pinselspur als eine Art Röhre, in deren Mitte sich ein Kopf ausbildet. Wunderschöne Lasurflächen entstehen im Zusammenspiel mit der Holzmaserung. Der Versuch in das Konzert eine Verkündigung zu setzen auf den linken Flügel - ein Gedanke, eine Bildidee eines Malers. 

Behauptung: Die Bildsprache eines Malers - erst wenn sie sich ausgebildet hat - dann erst kann er frei mit ihr umgehen und auch frei mit kunsthistorischen Motiven. Gleiches scheint für die Musik zu gelten. Und so muss beides verbunden, auch für Malerei + Musik gelten. Und er tut es da um so freier, wo Entstehung und Betrachtung kein Spiegel eines Wollens, eines Begehrens ist, sondern aus reiner Betrachtung, aus einer sinnhaft-sinnlichen Wahrnehmung stattfindet, wie eben es in einem FarbFlügelBild über Veränderung es geschieht. Denn ein Betrachter kann im Vorhinein einen Zusammensetzung der FarbFlügel zu Bildkern nicht kennen.

Bei dem Altar scheint es noch ein weiter Weg. Aber zwischendurch glaube ich immer wieder doch richtig zu sein: nun nicht räumlich, als Ort verstanden, nicht zeitlich, als Ewigkeit umgedeutet, nein, aus einem: zuständlich für zuständlich, hierfür zuständig, nun zu sein. Mehr nicht. Immer wieder schaute und hörte ich mir Paul Hindemiths "Engelskonzert" an - bis ich aus dem Video einige Überblendungen herausfotografierte. Es waren weitere, neue, fotografische Skizzen so entstanden. ( siehe erstes Foto ) Ich erinnerte mich jener indisch-gold-gelben Farbfelder, mit deren Entstehung ich einige Zeit an Arbeit verband und nun habe ich sie den "FotoSkizzen" zugeordnet.... 

Alle grossen Bilder können aus einem Traum in die Welt und als Welt wieder in den Traum fallen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten in Malerei, dem zu entsprechen. Auch hieran arbeite ich weiter.
Es lebe die Malerei, weil sie lebt. Den anderen beim festlich-ironischen, zynisch-nihilistischen "Leichenschmaus" nach der Beerdigung, dem Tod der Malerei, einen Gruss.

Der Altar in Arbeit - Vorderseite

Detail aus der Kreuzigung.

 

 

 

 

 

 

Newsletter 66: Arbeitsbericht eines Malers - Bild von Museum, von Gedächtnis... eine Ästhetik des Asozialen? ( Ludwig Forum )


Vorweg: das habe ich noch nie gesehen! Man kann es kaum glauben. Was könnte eigentlich passieren, wenn ein Bild von Museum zu einer Ästhetik des Asozialen zerfällt, verfällt, verkommt?
Eintrag: Als Künstler besitzt die Sammlung Ludwig ein Bild von mir: Konzert Mie Miki, mit einer von mir geschriebenen Partitur, einer Variation über Greensleeves: "Alas, my love", der Musik hierzu, gespielt von Mie Miki. Mein letztes Schriftstück: "Über die Liebe" bezieht sich auf "uns heute Unverständliches": Es geht auch aus von Thomas von Aquin`s Satz: "Liebe heißt, jemandem etwas Gutes tun zu wollen". Es sagt auch und stellt zur Diskussion, dass nur noch Entsagung, Begrenzung, Verzicht - Einführung von Tabu aus "Liebe" - uns weiterhelfen könnte. 
Zukünftiges, eine Frage sich beziehend auf Fanum und Profanum: was kommt danach? bedarf des Bildes, Bildvorstellung, des Denkens, ebenso der "Kontemplation", behaupte ich und das hat nichts mehr mit veralteter Ästhetik zu tun, beispielsweise einer Popästhetik, einer "Anythinggoes-Ästhetik". Es kann sich meiner Meinung nur auf eine sinnhaft-sinnliche Wahrnehmung beziehen. Wozu das nun alles?
Über das Zeitgenössische in der Kunst berichtete ich, aber was es im Ludwig Forum in Aachen zu sehen gibt, das entspringt schon einer ganz besonderen "Leere", wie mir scheint, deshalb sei es hier - beispielhaft - erwähnt hinsichtlich: Bild- und Raumvorstellung, Bild- und Raumidee. Könnte es sein, dass es sie gar nicht mehr gibt? Es gab nämlich nichts, gar nichts zu sehen. Man hatte ALLE, ALLE Bilder abgehangen! Klänge kamen aus Lautsprechern, 23 Stück. Kann man das nicht in einem 2 m2 Raum auch vorführen, vielleicht sogar besser? Was?
Jeder "kreativvisionäre" Kurator könnte formulieren: Susan Philipsz, Turnerpreisträgerin, Malerin, hätte wo möglich eine Form des "Nichts", des "Nüs" bildhaft antizipiert. Ihre Musik, ihre Klänge definieren Architektur als Klangskulptur, wie man hört. Hierauf gehe ich nicht mehr ein, aus "Liebe" zur Musik. Mit Humor dreimal gefragt: Mit Verlaub angefagt: bekommt man dafür Geld in einem Gemeinwesen? Mit Humor nun weitergefragt: Meint das, ein Bild, das Malerische sei ohne Raum auskommend, virtuos durch körperlose Gesänge ins "geistlose" versetzt? 
"Hören" wir in einer fünften Spur der Mehrtontechnik a la "Sgt. Pepper" vor einer "Magical Mystery Tour" das unerhört Sphärische, wie aus einer Wolke gespielt, einer Luftgitarre, als Reverenz an jene mittelalterlichen Lautenklänge über ein epigonal, uns unverständliches Loopverfahren der Sechzigerjahre für Saitensprünge, für "Ungeküsste", wo möglich mit fast nicht hörbarer Rückwärtsspur von Revolution Nr. 9, als ironisch, zynische Persiflage gesellschaftlichen Aufbruchs einer vergessenen, völlig anderen Zeit, oder oft einfach nur von Seitensprüngen? 
 ( NEIN )
Ein Lautsprecher: "Einen Moment bitte!" Kommen wir zum Kern: "Einen Moment bitte", in Erinnerung jener Brotautomaten bei Aldi Süd, jener Lautsprecherstimme in Supermarkt ... aber lesen sie bitte selbst. 
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1501632/Susan Philipsz: Die ganzen Arbeiten, in denen Sie eine Stimme hören, ist es meine, meine Gesangsstimme."
 Mein liebes Lottchen - was für eine nicht vorhandene Gesangsstimme! entfuhr es mir fast sprachlos und fast hätte mich die Inszenierung zum Schweigen gebracht. Fast, nur fast.
Ich wäre fast freiwillig mit dem Fahrrad nach Dänemark gefahren. Den Hinweis auf Aachens Quellen verdrängte ich fast, weil: was für ein bodenloser Quatsch zum Quadrat im Schwefelsektor!? War das nun jenes Unverständliche, jenes Lieblose von "Verarsche", von Lug und Trug? Nein, nein - die Damen meinen es ernst. Eines hierzu ernsthaft: die Installation, der Raum ist ambivalent, sogar in doppeltem Sinn. Er ist so sowohl, als auch, als auch nicht. 
Ernst ist ein ernstes Wort. Das Ludwigforum, "Museum" war komplett ausgeräumt! Kein einziges Bild! Jeder Psychologe könnte sich angesichts solcher Räume nicht nur vor Ort nun fast fragen: Wäre das nun ein Ausdruck eines kulturellen "Burn outs"? Wäre es die Neuinstallation einer "Borderline", einer Grenzlinie einer grenzüberschreitenden Manie oder Depression oder einer, wie er es sich als Experte auch fragen könnte, einer manisch depressiven Borderline, oder fast Ausdruck einer Psychose, einer Neurose? 
Und der Name Susan Philipsz spannte sich riesengrofl über eine die Leere eines leergeräumten, eines völlig leergeräumten Museums verbergende Wand. Das scheint mir nun noch etwas völlig anderes. Man kann, wenn man will: sich nun beziehen, Beziehungen herstellen. ( Und nun sage ich einmal polemisch, provokativ, wahrscheinlich für viele scheinbar beziehungslos, scheinbar beliebig, ambivalent - oder für die, die genau so drauf sind - ebenso wie für die, die es verstehen, nun eindeutig: Untertitel unter "Seven Tears", z.B.: Ich will, dass du willst, was ich will! 
Doch nun fast scherzhaft fragend angefragt: aus dem Tagebuch einer Prinzessin auf einer Erbse? Ein Märchen? Eine signierte Entleerung von Museumsraum gar? Grösste Vorsicht. Ein solcher Ernst, im Ernst, hat nichts Kafkaeskes, nichts "Mystisches", nichts "Chinesisches", nichts "Kontemplatives", nichts, was ihm wortreich angedichtet wird -mehr- aus meiner Künstlersicht und hierfür stehe ich mit meinem Namen grade als Maler. "Das bin ich mir wert", um mit der Werbung zu sprechen, in Konsumkultur hoffentlich verständlicher. 
Klipp und klar und ein Spieler vor Spielautomat würde eventuell ausrufen: Tilt. - Und was Frauenphantasien, ebenso wie Männerphantasien heute alles noch so darstellen können, dazu möchte ich mich als Maler nicht weiter äußern, auch hieraus habe ich mich - manchmal weise nun - verabschiedet, vor allem in so genannter zeitgenössischer Malerei. Angefügt sei: Paula Modersohn-Becker, was für eine grofle Malerin! Georgia O`Keeffe - was für eine groflartige Malerin! Oder: die Finnin Funny Churberg! 
Und schon ein normaler Menschenverstand, und hier hörte man einiges Raunen im weiten Rund, würde kleine Sprechblasen von "Können und Wollen, vice versa", unbewusst ins Feld führen. Auch der Beziehungen - von Mann und Frau, ihrer Ambivalenz? Das scheint gemeint! "Seven Tears". Oder nicht? Nein - nicht von Mann und Frau, oder vielleicht doch? - Dafür schien es mir nun allzu "körperlos", zu "nulligleer". In ein Beziehungsfeld von Malerei und Musik, dafür schien es mir aber zu nichtig, meint in Summe als Dimension von Klangskulptur: Null und nichtig.
Was nun? Humor, noch einmal bemühend: Sollte man ein Museum für die Durchsagen über Lautsprecher der Deutschen Bundesbahn leer räumen... Wozu könnte ein solches Konzept taugen? Wer wird nun noch einer preisgekrönten Turnerpreisträgerin, Malerin, ein komplettes Museum leer räumen, z.B. das MOMA, den Louvre, die Eremitage in St. Petersburg? Die Bundeskunsthalle, das könnte klappen, wenn man will. Konstruktiv, ernst, aus meiner Sicht; manche sollten sich etwas beschränken - etwas bescheidener werden. Aus Liebe zur Malerei? 
Das würde diesen Vorgang aber nicht mehr richtig treffen. Und ernsthaft weiter: Wie viel Kenntnis der Psychologie braucht ein Maler, könnte einem Maler zugerechnet, zugestanden werden? Muss er diese überhaupt haben? Und ich füge nun bewusst: völlig ohne Zusammenhang an, die Beschäftigung mit "Krankheitsbildern" beschäftigte Maler in Kunsthistorie da, wo sie dem Menschlichen zugeordnet schienen, nicht dem Artifiziellen. Wie es scheinbar in manch Zeitgenössischem zu sein scheint? 
Ich bin kein "Psychoexperte", meine aber ja, und zwar, weil in, vor verlorener Proportion, menschlicher, psychologischer stehend, behaupte ich nun als Maler und Musiker. Aus Liebe zu Malerei und Musik! Wo für einen Maler gar nichts mehr da zu sein scheint, Gedächtnis eliminiert wurde, alle Bilder abgehangen, und eine Fabrikhalle scheint mir ein schlechter Ersatz - und wo für einen Musiker, bestenfalls auch mögliche "Krankheitsbilder" über Lautsprecherklänge provoziert werden könnten, über Klangbilder als "Terrorattacke" über Zeitdauer - eight days a week - ... oder zur "sublimierten" "Gehirnwäsche" umgedeutet werden könnten, da hört für mich falschverstandener Ernst, nein "ihr" Spaß auf. Sie könnten schliefllich "höflich", aber bestimmt fordern: bitte 25 Jahre hängen lassen! Selbst ohne diese Forderung, ich vermute, will ein Maler da nichts mehr mit zu tun haben. Ebenso ein Musiker. Das tue ich. Das kann er nicht wollen, das will er nicht können. Ich jedenfalls nicht, nehmen Sie es aus einer ambivalenten Wahrnehmung als "was auch immer". Und noch ein Punkt! Was kommt nun danach? "Durchgeknallt", kongruent in und zu Ausdruck  so mancher Lebensform, Lebensbedingung scheint es mir jetzt schon. 
Klipp und klar - knallernst: Als Bild von Museum aus Künstlersicht spiegelt sich hier: eine Form einer "Ästhetik des Asozialen". Und die Dimension des Ahnungslosen, des Ungebildeten, die das offenbart, den Umgang mit Kunst und Künstlern, genau das umschreibe ich meist mit der Frage: Was machen Sie da eigentlich? Und ganz klar gesagt: Kaputt ist kaputt. Noch einmal: nicht mit mir! Noch angefügt: das alles scheint mir nicht mehr ganz gesund. Dieses die Schafe ins Leere, ins Trockene bringen. Weil mehr ist es eigentlich nicht.
Und wenn man sich den Gesamtschaden mal versucht vor Augen zu führen - dieser "vor-bildlichen Vordenker" -, nur hier in Aachen,  könnte es einem schlecht werden. So genannte geistige Elite dekliniert aber so schon seit Jahren bildhaft in Bezug auf das Bild: ironisch, zynisch, nihilistisch. Wie viel von "Liebe" werden wir aber gewahr? Oder von der Lieblosigkeit der Räume, der Zeit, von der Lieblosigkeit von Kultur? Und nun braucht sich niemand mehr, wie ich meine; über etwas zu wundern. Es geht - positiv - gar nicht mehr. 
Sie können gerne anderer Meinung sein, verbunden mit der Frage: Wie tief geht es eigentlich noch? Und aus meinem kleinen Schriftstück über die Würde einer Kultur zitiert, stelle ich einmal nun zur Diskussion: Mit Mirandola, schreibe ich nun zur Würde der Kultur abgewandelt: Es steht Kultur frei, in die Unterwelt  des Viehes zu entarten. Es steht unserer Kultur, Transkulturalität ebenso frei, uns in die höhere Welt des Göttlichen, der Liebe, der Weisheit als auch des Irdischen, des "Demokratischen"  durch den Entschluss unseres eigenen wie kollektiven Geistes zu erheben, und füge an: oder in eine Ästhetik des Asozialen.

Newsletter 67: Arbeitsbericht eines Malers - Vom Aufblitzen der Realität

... wo aber manchmal ein Supermarkt mit Klimaanlage weit interessanter scheint, als ein zeitgenössisches Museum ohne Klimaanlage - warum schweigt des Sängers Höflichkeit nun so plötzlich, so abrupt und durchströmt nun unzertretenen Raum. Während womöglich die Sägerin unerbittlich weiter trällert? Weil er Musiker sein könnte und vielleicht höflich? Es könnte einen weiteren Grund geben, nämlich, eigentlich ungerne, als Kunst- und Kulturbanause abgekanzelt zu werden, worden zu sein, in Zeiten, die einem manchmal nur noch als wahnsinnig erscheinen. 
Zu meiner Beruhigung gab ich "Wahnsinn" bei Wikipedia ein. Tun sie es doch bitte. Es beruhigt. Und alle Querverbindungen scheinen zufällig. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Stille um ein Produkt das Produkt erfahrbar macht und, wenn Geräusche, die nicht unbedingt Musik sind, sondern auch eine Form von Psychoterror sein könnten, Menschen in Raumerfahrung wahnsinnig machen könnten, zu dem: ohne Produkt. 
Ich bin so - gerne ein Kunstbanause und die Frage ob Musik ein Bild anders erfahrbar macht, wurde von einem damals jungen Künstlern schon in den Achtzigerjahren in der Neuen Galerie Sammlung Ludwig gestellt und in dem Traktat von der Gesamtheit der Künste aufgeschrieben. Er behauptete: Musik sei, könne als ein skulpturales Element hinsichtlich Bild und Raum verstanden werden. "Die jungen Spürnasen für Moderne Kunst der Sammlung Ludwig waren da noch um Jahre voraus.", könnte ich sinngemäß nun einmal eine Remail zitieren. 
Wem? Ihren gealterten Kölner Kollegen um 2010? Das ließ mich einen schon geschriebenen Arbeitsbericht nun nochmals komplett redigieren. Es war Montagmorgen: Was gibt es Neues? Mit einer solche Frage holt einen oft schon nur ein Telefon aus seinen noch so gut gemeinten Gedankengängen. Und ich vernahm: "... es sei noch angefügt zu S. Philipsz Installation: "Tränen, die sich zur Springflut aufbauen, "Seven Tears", gesungen von einer scheinbar körperlosen Stimme im Raum, zählen zum Beeindruckendsten, was moderne Kunst gegenwärtig zu bieten hat." 
Ich versuchte mich nun in meinem Banausentum zu Recht zu finden, weil mir Unverständliches nun auch noch zu sagen schien: Davon verstehst du nichts! „Ihre Kunst muß man räumlich verstehen“soll Kapar König gesagt haben, Museumsdirektor des Ludwigmuseum in Köln. Da kann man mal sehen. Was? Nichts! Was käme danach? Das wäre nun wirklich eine gute Frage. Ich dachte zunächst, zugegeben zu schnell: eine Springflut. Wie gesagt: wir scheinen irgend wie über ziemlich vieles "drüber weg" zu sein. Worüber? 
Was hätten wir nun vor uns? Macht, Erotik ( sollte ich sagen: Bumstheater? Aber alle, alle Wörter um "Feuchtgebiete", Schoßgebete", "Stoßgebete", "Durchvögeln", "Fickereien", "Stickerein", alle waren nun der Löschtaste zum Opfer gefallen ). Geld, Kriege, Krisen, Katastrophen? - Ich meine: Wahnsinn - , und vielen sollte man ihn als Spielzeug abnehmen, wie ich schon vor langem meinte ( Ur-Manifest von der Gesamtheit der Künste, 1990 ) 
Dabei bleibe ich, wenn nun auch als so zu sehender Kunstbanause. Ich meine, ein Phänomen ergibt sich aber scheinbar für uns alle gerade aus "Wahnsinn": das "Unverständliche". Was spiegelt unsere Wirklichkeit eines Umbruchs, eines eigentlich permanenten? Was spiegelt die Wirklichkeit der Kunst? Wahnsinn? Was spiegelt einen Bildraum? Ich war einmal, wenn sie so wollen, so vermessen, weil es fast "utopisch" klingt, zu sagen: der Mensch hat die Malerei erfunden, aber die Malerei muss den Menschen neu erfinden. 
Hätte man versucht, ihm - auch dem Bild - etwas Gutes zu tun? Ich erinnerte mich noch einmal meiner Einkaufstour nach Kunsttour zu den "Seven Tears". Frau Philipsz, zum Teufel mit ihren Lautsprechern, mit Verlaub, dachte ich. Der helle Wahnsinn vor allem in einem völlig ausgeräumten Museum. Doch nun applaudierte ich im Geiste, wie es alle bei einer Turnerpreisträgerin zu tun scheinen. Ebenso wie bei Meese - bei... - nur anders.
Als ich bei Aldi Süd der Stimme am Brotautomaten "Einen Moment bitte" höflich antwortete: "Gerne", drehte sich eine ältere Dame auf ihren Einkaufswagen gestützt um, und fragte: Waren sie das? "Ja", sagte ich. Sie begann herzzerreißend zu lachen. Ich glaube, sie hat lange nicht mehr so gelacht. Und immer wenn wir uns, gegen den Uhrzeiger Sinn durch den Supermarkt mit Klimaanlage gehend, trafen, mussten wir lachen. Wen habe ich nicht alles schon bei Aldi getroffen, so gar den Oberbürgermeister.
Gegen den Uhrzeiger Sinn geht man langsamer: vorbei an den Weinregalen, vorbei an den Süßigkeiten waren wir unbekannterweise gegangen, doch dann kam die Brotmaschine. Hier hatten wir uns getroffen. Oben rechts nun als letztes die Spülmittel, Müllsäcke, die Stirnwand bilden: Rasierer, Zahncreme und anderes, links daneben Vitamintabletten, gelb, orange, blau. Mittig zurück dann, in der Mitte rechts die Sonderangebote aus den Werbemitteln, den Flyern, Postern und Wurfsendungen. 
Schreibwaren, gefolgt von Retro Pants und Büstenhaltern. Nicht so genial, geheimnisvoll, nicht geil, nicht geizig wirkend, eher modern praktisch, vice versa. Aber Adjektive dürfen sie nun selber einfügen. Und manchmal Sturzhelme für Fahrradfahrer, Laufrädern für Kleinkinder, gefolgt von den kulturellen Reisen in die kulinarischen Spezialitäten Spaniens, Oliven im Glas oder Italiens: Salami, China repräsentiert durch Frühlingssuppe manchmal Japan. 
Mittig wieder hochlaufend: Gewürze und bessere Weine, ab und an Eiswein, links leicht verderbliches Gemüse: Kohlrabi, Möhren, Gurken. Dann oben rechts: Matrazen, Teppiche. Ich traf erneut die ältere Dame. Wir mussten erneut lachen und ich musste nicht einen Sprung an die Seite riskieren, weil einer dieser Hubwagen vollgepackt mit neuen Kartons, sich seinen Weg bahnte, mit H-Milch und noch mehr Reizwäsche, aber auch mit Sprühsahne und Erdbeeren, Sekt und Champagner und Quellwasser, Classic, Unmengen von Quellwasser.
Manchmal vor Ostern auch, Aluminiumleitern klappbar, Schlüsselsätze, Akkuschrauber, Holzleim für den Heimwerker, Schokoeier und Eierlikör, Grillkohle, Würstchen und heiße Soßen, manchmal vor Weihnachten schon im September Spekulatius und Weihnachtsmänner, Stollen und Streusalz und am Ende: schwarze Regenjacken, in allen Grössen, schwarze Regenjacken  und Bilderrahmen mit Drucken, manchmal so gar von deutschen Biennalevertretern. Die Depots: voll. Ein Wahnsinn. Aber es gab etwas zu sehen! Zugegeben: für Stilllebenmaler manchmal zu viel.
Ich hoffe dieser Nachtrag ist nicht zu grob für einen so scheinbar zarten, fast zärtlichen Kunstbetrieb bei vollem Lohnausgleich, nur - sie haben noch ganze andere Nummern drauf. Bei Aldi Süd fühle ich mich respektiert, als Kunde, irgendwie als König anerkannt. Ihre Produkte sehe ich räumlich, wie sonst? Beim Augenarzt war ich noch vor kurzem und deshalb erhielt ich eine neue Brille. Die Gläser ließ ich mir in mein altes Gestell einbauen, es gab es nicht mehr neu. Das Gestell war aus dem Programm genommen - mein Malermodell.
Ich möchte noch eines anfügen, was ihnen vielleicht auch etwas unverständlich erscheinen könnte: in Gesellschaft von so netten älteren Damen, wie die, die ich letztmalig an der Kasse von Aldi Süd dann traf, brauche ich keine Angst zu entwickeln, die sich aus einem vibrierenden Spannungsfeld von Stille und Automatenstimme, Leere und Kassengeklingel, einem Konsumterror manchmal ja auch einfach nicht ergibt.
An diesem Montagmorgen hatte ich mich nun auf die Flügel meines Altars zu konzentrieren. Würde er weitergemalt, als das gezoomt wirkende Fleisch eines Gekreuzigten, scheinbar abstrakt diese seine Realität aufblitzen lassen? Für einen Maler, zugegeben von vielen Experten des Kunst- und Kulturbetriebes nun als Kunstbanause entlarvt, aber das würde der älteren Dame auch so ergehen, stellt sich eine Frage: warum scheint sich eigentlich bloss niemand mehr für Malerei zu interessieren? Ist das nicht aber eine fast doofe, wahnwitzige Frage, finden sie nicht auch?
Scheinbar ohne jeden Zusammenhang fiel mir ein Satz noch ein: Sie können es nicht! Und so auch noch einmal der Satz: Ich will, das du willst, was ich will! Wer könnte ihn nun gesagt haben? Das bleibt offen. Für eine Prinzessin auf einer Erbse könnte das altersadäquat sein, für die ältere Dame eher nicht, sie würde auch hierüber lachen, als Aldikundin. In einen Kunst- und Kulturbetrieb scheint mir das wirklich wahnsinnig. Aber warum bloss, sollte ich ihnen auch noch beim Schäfchen zählen helfen? Wo steht eigentlich: "Ich bin doch nicht doof!" "Geiz ist geil."