WELTENKUNDEHAUS ©
Bilderwelten, Glaubenswelten, Wissenswelten.
Im Bilderpool sich differenzierender Bilder.
DIE VERÄNDERUNG VON WAHRNEHMUNG
Gewaltig spannt sich ein Raum in der Tate 2015. Ein Richterraum. Als ich vor dem Einzelbild stehe - unendlich wirkende Farbschlieren, Farbmaterie. Er malte die
Bilder zu der Musik von Cage. Eher bescheiden, ein auf dem Kopf stehendes älteres Vogelbild von Georg Baselitz. Ein anderes von ihm: ein stürzender Adler. Und:
es gibt schon länger Landkarten, die die Küstenstreifen der Nordsee neu beschreiben, es fehlen weite Landstriche, vom Wassser überspült. Auf einem anderen Kontinent, in New York sieht man ähnliches,
die Stadt unter Wasser ein spekulatives Landkartenbild. Die Kombination aus Kunst und Kommunikation, Nachricht: hier "Realität" verwirrt!
ÄSTHETIK
Trifft womöglich die Arroganz einer Ästhetik, einer veralteten Ästhetik eines
Kunstsystems auf die ignorierten Warnungen von Wissenschaft? Wer versucht die Frage zu beantworten, könnte ein halbes Jahrhundert zurückgehen und er würde Bilder hierzu finden. Club of Rome,
Sechziger Jahre.Wir schreiben das Jahr 2020 und wer sich hier neu auf die Bilder einlassen würde, könnte feststellen: Differenz findet immer noch statt, nur wie? Differenzieren sich die Bilder
womöglich gar selber? Allein diese Frage könnte einen Gedanken auslösen, nämlich sie gegeneinander zu setzen: die Bilder eines Kunstsystems, Kunstbetriebs gegen die Bilder von Wissenschaftlern, die
Bilder von Satelitten, die Bilder von Mikroskopen, die Bilder von Glaubenswelten, die Bilder der Nachrichten. Was würde geschehen?
EIN TRANSDISZIPLINÄRES HAUS
Genau an dieser Stelle fordert die Frage die Umsetzung: ein Haus. Genau an dieser Stelle könnten wir den Versuch wagen, ob sich die Verbindung der Bilder eignet,
unsere Wahrnehmung zu verändern. Genau diese Stelle sind wir die letzte Generation. (sagt: Obama)
DIE VERÄNDERUNG VON WAHRNEHMUNG
Der Versuch, Wahrnehmung zu verändern: das ist der Kern dieser Kombination von Bildmaterial. Ein zweiter: Bildung über Bild so in den Fokus zu stellen, um sie zu
verbesseren. Hinsichtlich einem allgemeinen Wissen, hinsichtlich Fachwissen. Oder anders gesagt: hinsicht einem "WIDER BESSEREN WISSENS", denn wären wir das
halbe Jahrhundert tatsächlich zurückgegangen, hätten wir feststellen können, dass vieles was unserem Planeten angetan wurde, wider besseren Wissens geschah. Diese Veränderung ist Menschen gemacht.
Die Folge: 2002 taucht der Begriff"Anthropozän" auf, geprägt von dem Chemiker Paul Crutzen. Der Begriff beendet das Eiszeitalter? Es meint ein neues Erdzeitalter hat begonnen. Und das besagt: ein
Wandel in der Erdgeschichte hat sich vollzogen. Wie könnten wir ihm in Kunst und Kommunikation gerecht werden? Wie könnten wir ihn sichtbar machen?
ANTHROPOZÄN
Es sind die Nachrichten, an Hand derer wir uns dem Begriff schon nähern könnten, die ganz normalen, täglichen Nachrichten, wie die Nachrichten zu globaler
Umwelterwärmung, die Nachrichten zu Artensterben, zu Artenverschleppung, die Nanchrichten zu Krankheiten, zu Klimawandel, zu Umgestaltung großer Landflächen wie dem Regenwald, die Nachrichten zu
realisiertem Landverlust, zu möglichem Landverlust, zu kommendem Landverlust, Nachrichten zu dem Schmelzen der Pole und zu unserem "Plastikplaneten" . Wir wissen wie es um uns steht.
HUMANÄSTHETIK
Wie entsteht Wahrnehmung? Wie entsteht Bewußtsein? Lassen wir all die Bilder dieser Nachrichten, die wir schon gesehen haben zu den oben skizzierten "Phänomenen"
vor unserem inneren Auge aufblitzen, dann könnten wir uns Wahrnehmung näheren. Was würden sie verändern? An dieser Stelle könnten Begriffe wie Humanästhetik, Humanökologie, Humanökonomie eine Klärung
schaffen. So eingesetzt scheinen sie nicht viel verändert zu haben. Die Vermutung: sie wurden verdrängt? Wir scheinen in unserer Wahrnehmung an einen Punkt angekommen, wo es nötig scheint, dass wir
sie neu erlernen müssen. Nur: wie könnte das gehen? Und was müßte hier neu gelernt werden?
WÜRDE
Ein gravierender Punkt, beispielsweise hinsichtlich Schöpfung, wir müßten neu lernen,
ihre Würde wieder in unsere Wahrnehmung einzubeziehen. Von der Würde als eines Wesens von Schönheit. Dass diese Schöpfung Schönheit meint, wer würde es ausschließen? Doch nur der, der hier den Sinn
aus den Augen, aus seiner Wahrnehmung verloren hat. Sinn so zu verstehen, dass es eigentlich keinen Sinn macht, Schöpfung zu plündern, zu zerstören, Schöpfung an
den Rand ihrer Existenz zu bringen, den Menschen an den Rand seiner Existenz zu bringen. Genau das geschieht. Und genau hier stellt sich die Frage, wie könnte unser Planet in 50 Jahren, in 100 Jahren
dann aussehen. Von sinnhaft-sinnlicher Wahrnehmung müßte nun gesprochen werden würden wir das versuchen. Und abermals gefragt: wie können wir es sichtbar machen?
DISKURS DER BILDER
Die Echtheit der Realität, beispielsweise eine Satelittenperspektive auf den Regenwald und seine Zerstörung, würde uns das
sofort sichtbar machen, wenn sie zum Beispiel auf Sehnsuchtsorte von Paradiesen, auf Nirgendwoort von Utopie, auf kleinbürgerliches Idyll trifft in Kunstprodukten des Zeitgenössischen. Die Echtheit
der Realität könnte ebenfalls auf Kulturgut treffen. Karpar Davis Friederich`s "Gescheiterte Hoffnug", jenes Eismeer könnte auf die bildgewordene Prognose der geschmolzenen Pole in 100 Jahren treffen. Der Diskurs der Bilder würde Wahrnehmung neu zusammenbringen. Es könnte, es würde Sehgewohnheit auf Ungesehenes treffen.
DISKURS DES WISSENS UND DES GLAUBENS
"Was weiß, wer glaubt?" fragt Habermas. "Was malt, wer glaubt?" oder "Wie malt man das? könnten wir fragen. Den Wissenschaftler könnten wir fragen: Was glaubt, wer
weiß? Wir würden die Sphären der Glaubenswelten betreten. Ihrer Bilder, ihrer Bücher, ihrer Regeln. Aber wie setzen sie sich mit jenen anderen Bildern zusammen? Eher alte, unbewußte Bilder mit neuen
Wissenschaftsbildern, die unsere Verantwortung unser bewußtes Handeln spiegeln. Und erneut könnte sich Dialog sich entzünden und hierüber Wahrnehmung verändern.
Denn das Bild der Zukunft unseres Planeten kann präzise aufgezeigt werden, wenn man es will. Die Fläche des komplett abgeholzten Regenwaldes ist bildhaft darstellbar. Die Fläche von Land, die
unwiderruflich weg ist bei einem Anstieg des Meeres von einem Meter ist bildhaft darstellbar. Wir haben die Möglichkeiten heute, diese Bilder herzustellen. Wie könnte sie mit den Glaubenswelten den
Seelenwelten der Menschen kommunizieren?
WELTENKUNDE
Taugt der Begriff? Er meint nur, das wir polyperspektivisch die verschiedenen Perspektiven all der Welten der Menschen einmal versuchen zusammenzubringen. Die
Bilder aus der Welt der Kunst, die Bilder aus der Welt der Wissenschaft, die Bilder aus der Welt des Glaubens. Die "Welten" ließen sich erweitern. Und diese Bilder zu versuchen unter einem Dach
zusammenzubringen scheint mir hinsichtlich Wahrnehmung ein lohnendes Unterfangen. Sie wird sich so verändern. Ein anderes Bewußtsein könnte sich entwickeln. Wir leben in einer Zeit, wo nichts
vordringlicherer scheint, als diese Entwicklung einer neuen Wahrnehmung zu ermöglichen. Diese Wahrnehmung müßte eine globale Wahrnehmung ermöglichen. Die Mittel dazu hätten wir. Was fehlt: das
Haus!
Angefügt: ein solches Haus in Aachen sich vorzustellen ist gewagt. Ein Haus, dass den Planeten, die Erde quasi als Logo bereithalten
würde, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Ob es weltweit wäre, global müßte man prüfen. Das Konzept Kunst und Kommunikation, Tempel und Information, Realität und Visualisierung von Zukunft
zusammenzubringen scheint mir in der Form einzigartig: ein Kunst- und Kommunikationszentrum neben Dom und Rathaus.